Freundeskreis der Stadtkirche St. Nikolai zu Forst (Lausitz) e.V.

Graf Heinrich von Brühl

Die Forster Stadtkirche hat viele Besonderheiten. Eine sicher herausragende ist, dass Graf Heinrich von Brühl hier seine letzte Ruhe gefunden hat.
Ein schlichter Zinksarg mit seinen sterblichen Resten steht in der Gruft unter der Bonhoefferkapelle.

Brühl stieg im 18 Jahrhundert vom Pagen bis zum Premierminister am sächsischen Hof auf.
Zwischen 1740 und 1746 erwarb er die gesamte Herrschaft Forst und Pförten.

Bereits 1744 ließ er im nicht mehr seinem Zweck dienenden Forster Schloss (in Höhe der Brücke Kirchstraße) die erste Tuch- und Leinenmanufaktur der Stadt einrichten. Er holte dazu einen Fachmann aus Torgau von der dortigen Schönfeldschen „holländischen und spanischen Tuchfabrik“.

Wenige Jahre nach dem Erwerb der Stadt Forst vernichtete der fünfte große Stadtbrand 1748 fast die komplette Stadt.
Brühl ließ die Stadtanlage durch den sächsischen Oberlandbaumeister Johann Christoph Knöffel (1686-1752) völlig neu überplanen und sorgte für finanzielle Unterstützung der Bürger beim Wiederaufbau ihrer Häuser.

Hermann Standke schreibt 1928 in „Heimatkunde der Niederlausitz“
...
Der neue Herr besaß die Stadt erst zwei Jahre, als sie vollständig abbrannte.
Nicht in alter Weise (Lehm, Holz, Stroh) erstand die Stadt diesmal aus den Trümmern: der Standesherr sorgte dafür, dass der Wiederaufbau planmäßig, massiv und feuersicher ausgeführt wurde. Er dauerte infolgedessen auch jahrelang. Am 26.8.1748 erließ der Graf von Warschau aus eine Vorschrift zum Wiederaufbau des abgebrannten Forst. Der Oberlandbaumeister Knöffel hatte sie entworfen. Danach sollten die Häuser am Markt und in den Hauptstraßen zwei Geschoss hoch und steinern, in den schmälern Gassen von einem Geschoss und steinern oder hölzern ausgeführt werden. Die Dächer sollten sich in einerlei Schräge halten und die Firsten durchgehend einerlei Höhe bekommen. Die Häuser sollten die Front nach der Straße drehen und mit einer lichten gelblichen Farbe abgeputzt werden. Die Dächer waren mit Ziegeln zu decken, zwischen je 6-8 Häusern ein steinerner Brandgiebel zu errichten und die Rauchfänge und Feueressen mit Mauerziegeln durchaus zu mauern.
Forst erhielt damals den ersten Bebauungsplan
Aus eigenen Mitteln wäre der Stadt solcher Aufbau ganz unmöglich gewesen. Die öffentliche Liebestätigkeit und der Staat mussten helfen. Er tat es nicht unmittelbar, sondern durch den Standesherren, der ein Gnadengeschenk, den sogenannten Baubegnadigungsfonds im Nennwert von 100 000 Talern, erwirkte. Davon sind die Kirche, die Schule, das Kirchenbrauhaus mit der Waage und die Lange Brücke erbaut und die Bürger unterstützt worden. Jeder erhielt zum Aufbau seines Hauses 10-30 Taler.
Zeitgenössische Beschreibungen nennen die Stadt regelmäßig, neu und schön.
Mit dem Aufbau der Stadtkirche wurde 1750 begonnen. Die Kosten trug zum größten Teil der Kirchherr Graf Brühl.
...

Alles in allem dauerte der Wiederaufbau von Forst nach dem letzten großen Stadtbrand von 1748 fast 40 Jahre und wurde vom Sohn und Erben Alois Friedrich Brühl (1738 - 1793) vollendet.

Die Umgestaltung der Forster Stadtkirche von einer unverputzten gotischen hin zu einer verputzen und innen reichlich ausgestatteten Barockkirche, ist auf Heinrich von Brühl zurück zuführen.

Stadtkirche Forst Sarg Brühl Graf Heinrich von Brühl starb am 28. Oktober 1763 in Dresden und wurde am 4.11.1763 in der Forster Stadtkirche beigesetzt.

Weiteres zu Graf Heinrich von Brühl finden Sie hier:

Brühl bei Wikipedia
Der Dresdenmacher
Brühlserie in der Lausitzer Rundschau
Teil 1: Hoch hinauf gestiegen und tief gestürzt. zum Artikel
Teil 2: Brühl und Forst - der Wiederaufbau ab 1748 zum Artikel 1, zum Artikel 2
Teil 3: Brühl und Friedrich - eine Feindschaft zum Artikel 1, zum Artikel 2
Teil 4: Heinrich und Marianne - ein gräfliche Liebesgeschichte zum Artikel
Teil 5: Pförten - Vom verschlafenen Nest zur Station für den König zum Artikel 1, zum Artikel 2
Teil 6: Die Wiederentdeckung des Grafen Brühl zum Artikel 1, zum Artikel 2